Yangons Circular train

Yangons Circular train

29. November 2016 0 Von

Heu­te wol­len wir mit dem Cir­cu­lar Train eine gan­ze Run­de um Yangon dre­hen. Für 200 Kyi­at, etwa einen Euro bekom­men wir einen Ticket mit dem man, wenn man denn möch­te, an jeder Hal­te­stel­le aus und wie­der ein­stei­gen kann. Die Bahn fährt etwa alle 40–60 Minu­ten und eine kom­plet­te Stadt­um­run­dung dau­ert 3 Stun­den. Zunächst las­sen wir uns mit dem Taxi zur Cen­tral Sta­ti­on brin­gen, einem rie­si­gen, alten, im Kolo­ni­al­stil erbau­ten Bahn­hofs­ge­bäu­de an dem recht wenig eng­lisch gespro­chen wird. Zum Glück hilft uns einer net­ter Bahn­be­am­ter und ein Pas­sant aus. Wir müs­sen ein­mal bis nach ganz vor­ne lau­fen und die Brü­cke über­que­ren auf Gleis 6 und 7 erhal­ten wir dann das Tickt für den Cir­cu­lar Train. Kurz nach uns bucht ein wei­te­rer Tou­rist die sel­be Tour. Da er aber ganz offen­bar eben­falls kein Eng­lisch spricht bekom­men wir einen fort­ge­schrit­te­nen Kurs in Kör­per­spra­che. Erst hält er 2 Fin­ger in die Luft und dann malt er mit dem Zei­ge­fin­ger einen gro­ßen Kreis auf die The­ke am Ticket­schal­ter. Ohne ein wei­te­res Wort erhält der Mann sei­ne bei­den Tickets für die Stadt­um­run­dung. Im Leben wäre ich nicht dar­auf gekom­men so die Tickets zu bestellen.

Die Züge, die hier im Bahn­hof ste­hen habe defi­ni­tiv ihre bes­ten Tage hin­ter sich. Neben der Kom­pi­la­ti­on der Schrott­bus­se könn­te ich gleich die Kom­pi­la­ti­on der fahr­un­taug­li­chen Loko­mi­ti­ven und Wagons dane­ben­le­gen. Schon auf dem Bahn­hof erwar­ten uns jede Men­ge flie­gen­de Händ­ler die ger­ne ihre Waren an den Mann brin­gen möch­ten. Von Trink­was­ser aus zwei­fel­haf­ten Quel­len bis Nagel­klip­se ist an der Cen­tral Sta­ti­on alles vertreten.

Etwa 15 Minu­ten spä­ter rollt der Zug ein. Unser Wagon ist blau und tür­kis ange­stri­chen oder bes­ser gesagt war mal blau und tür­kis gestri­chen. Macht ja nicht, so lan­ge die Far­be den ros­ti­gen Hau­fen noch zusam­men­hält bin ich zufrie­den. An den lan­gen Sei­ten gibt es zwei Holz­bän­ke und in der Mit­te sind Hal­te­grif­fe an der Decke ange­bracht. So ist jede Men­ge Platz für Waren, die natür­lich im Zug reich­lich trans­por­tiert wer­den. Zum Glück haben wir Air Con­di­tio­ning in Form von kei­ne Fens­ter. Dafür gibt es aber form­schö­ne Alu Jalou­sien an den Fens­tern, die man bei Bedarf run­ter las­sen kann. Dann wäre es natür­lich auch stock­dun­kel im Zug.

Natür­lich dau­ert es nicht lan­ge bis eini­ge Markt­schrei­er ein­stei­gen und laut­stark alles Mög­li­che ver­kau­fen. Q‑Tips zum Bei­spiel benö­ti­ge ich heu­te drin­gend. Sonst gibt es aber haupt­säch­lich Obst, Gemü­se, Wach­tel­ei­er, nor­ma­le Eier und wun­der­schö­ne Oran­gen, die unglaub­lich gut rie­chen. An einer Hal­te­stel­le scheint Markt zu sein. Als wir hier hal­ten herrscht direkt ein Lärm­pe­gel wie auf einem Roll­feld. Alles schreit durch­ein­an­der und plötz­lich wer­den rie­si­ge Kör­be mit Gemü­se in unser Abteil gela­den. Die nächs­te Stun­de über wir dann in aller See­len­ru­he und ganz akku­rat das Gemü­se geputzt und sor­tiert. Ein wah­res Schauspiel.

Die Bahn­hö­fe sind in einem wirk­lich kata­stro­pha­len Zustand. Über­all liegt Dreck und Müll und noch mehr Dreck. Wir fah­ren an klei­nen Seen vor­bei in denen auf schwim­men­den Gär­ten Gemü­se ange­baut wird und mich wun­dert nun wirk­lich gar nicht mehr, dass ich das rohe Gemü­se hier nicht ver­tra­ge. Das Was­ser ist so unglaub­lich dre­ckig, dass man sich fast gar nicht vor­stell­ten kann, dass hier über­haupt irgend­was wächst. Die Was­ser­qua­li­tät in Myan­mar ist wirk­lich die schlech­tes­te, die ich in ganz Süd­ost­asi­en bis­her gese­hen habe und wie gesagt, ich bin eigent­lich total unemp­find­lich. Wir fah­ren sogar an kom­plett zuge­müll­ten Flüs­sen vor­bei, die wirk­lich bis zum Rand mit Plas­tik gefüllt sind. Aber was will man auch erwar­ten, es kom­men die gro­ßen Unter­neh­men in ein Ent­wick­lungs­land, brin­gen jede Men­ge an Plas­tik mit und kei­ner sagt den Leu­ten, dass es eben nicht ver­rot­tet wie alles ande­re und es gibt auch kei­ne Müll­ab­fuhr oder irgend­wel­che zen­tra­len Sta­tio­nen an denen das gan­ze ent­sorgt wer­den kann.

Zwi­schen dem gan­zen Müll sehen wir auch die arm­se­ligs­ten Behau­sun­gen, die in ganz Süd­ost­asi­en je gese­hen habe. Myan­mar unge­schminkt sozu­sa­gen. Es ist unvor­stell­bar, dass hier wirk­lich Men­schen woh­nen. Und ich kann mir beim Bes­ten Wil­len nicht erklä­ren wie man hier leben kann ohne dau­er­haft krank vom schlech­ten Trink­was­ser zu sein. Für mich ist es ja sowie­so unvor­stell­bar, dass es Län­der gibt, die kei­nen regel­mä­ßi­gen Zugang zu sau­be­rem Trink­was­ser haben. Und ein­mal mehr bin ich ein­fach nur dank­bar für mei­nen deut­schen Pass.

In den Rand­ge­bie­ten von Yangon sehen wir Fel­der und strah­lend blau­en Him­mel satt. Aber auch hier leben die Men­schen nur in klei­nen dürf­ti­gen Bam­bus­hüt­ten am Exis­tenz­mi­ni­mum. Die Drei Stun­den Fahrt ver­ge­hen wie im Flug.

Als wir nach 3 Stun­den unse­ren Zug an der Cen­tral Sta­ti­on wie­der ver­las­sen wan­dern wir ein paar Blocks wei­ter zum Bogyo­ke Markt um uns dort ein wenig die Zeit zu ver­trei­ben. Hier gibt es haupt­säch­lich Schmuck. Die Myan­ma­rer schei­nen unheim­lich auf Jade zu ste­hen und so reiht sich ein Stand an den nächs­ten und ich wun­de­re mich mal wie­der wie die alle davon leben kön­nen wenn sie so unglaub­lich viel Kon­kur­renz haben. An einem klei­nen Stra­ßen­stand an dem es Bil­der zu kau­fen gibt dau­ert es nicht lan­ge bis Mir­ko und ich einen neu­en Freund haben. Der klei­ne Sohn der Stra­ßen­stand­be­sit­ze­rin ist schon rich­tig im Busi­ness. Nach etwa 2 Sekun­den hat er Mir­ko uns mich an der Hand und es hät­te mich auch nicht gewun­dert wenn er schon ein paar Bro­cken eng­lisch gekonnt hät­te. Dafür ist er aber ein­fach noch zu klein.

Und lei­der muss ich sagen, dass es Kin­der­ar­beit in Myan­mar ein­fach an jeder Ecke gibt.  In jedem Restau­rant arbei­tet hier min­des­tens ein Kind unter 14. Auch wenn ich das natür­lich nicht befür­wor­te, so ist es aber ein­fach nor­mal. Schließ­lich gehen die meis­ten Kin­der hier nur maxi­mal 4 Jah­re zur Schu­le. Über­haupt die Armut hier extrem spür- und sicht­bar. Es gibt ein­fach unglaub­lich vie­le Stra­ßen­kin­der, die um Essen oder Was­ser bet­teln und es gibt bis­lang noch kei­ne wirk­lich orga­ni­sier­ten Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen hier.

An einem Stra­ßen­stand um die Ecke kau­fen wir ein paar fri­sche Man­da­ri­nen und Man­gus­ti­nen. Die schme­cken etwa so als hät­te man das Aro­ma von 5 in eine ein­zi­ge Frucht hin­ein­ge­presst. Manch­mal fra­ge ich mich echt was für einen Scheiß die uns eigent­lich in Deutsch­land verkaufen.

Danach suchen wir uns ein gemüt­li­ches Plätz­chen im Park gegen­über der City­hall und genie­ßen eine Wei­le die Nach­mit­tags­stim­mung und natür­lich die fri­schen Früch­te. Um 4 Uhr Nach­mit­tags tref­fen wir uns dann mit einem Gui­de um uns durch die Stra­ßen­kü­che von Yangon zu schlemmen.

Wei­ter: Die Stra­ßen­kü­che von Yangon